Dipl.-Inform. Uwe Dierolf
Universitätsbibliothek Karlsruhe, Postfach 6920, 76049 Karlsruhe,
Tel. 0721/608-6076
Mail: uwe.dierolf@ubka.uni-karlsruhe.de, WWW: http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/~uwe
Weiter auf dem Weg zur Virtuellen Bibliothek! Praxis, Projekte,
Perspektiven. Bibliothekarische Dienste zur Informationsbeschaffung.
2. INETBIB-Tagung in Potsdam, 10.3.1997
In Internetmaßstäben gerechnet kann die Universitätsbibliothek
Karlsruhe auf eine traditionsreiche "WWW-Geschichte"
zurückblicken. Es wird ein Überblick über die im
Laufe der letzten zwei Jahre eingerichteten WWW-Dienste gegeben
(Katalog- und Ausleihanbindung, Zeitschrifteninhaltsdienst mit
Profildienst "Persönliche Zeitschriftenliste",
KVK - Karlsruher Virtueller Katalog sowie Aufbau regionaler Kataloge,
WWW-Anbindung der hostbasierten Ausleihe der Badischen Landesbibliothek
etc.).
Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Integration von Diensten sowie deren kooperativer Betrieb gelegt. Auswirkungen auf das Nutzerverhalten und die Arbeitsabläufe innerhalb der Bibliothek runden das Bild ab.
3.1 Integration von Diensten mit Client-Server-Schnittstelle
3.2 Integration von Diensten mit WWW-Zugang
3.3 Integration von Diensten mit Telnet-Zugang
3.4 Integration von Mailbenachrichtigungen
Literaturverzeichnis
In Internetmaßstäben gerechnet kann die Universitätsbibliothek
Karlsruhe auf eine traditionsreiche "WWW-Geschichte"
zurückblicken. Im folgenden wird ein Überblick über
die im Laufe der letzten zwei Jahre entwickelten WWW- und Internet-Dienste
gegeben.
Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Integration von Diensten
sowie deren kooperativen Betrieb gelegt. Bezüglich der Integration
von Diensten wird dabei einerseits zwischen dem Maß an Manipulationsmöglichkeiten
(bei eigenen und fremden Diensten) als auch die Art des Zugangs
der zu integrierenden Dienste (Client-Server-Schnittstelle, WWW-Schnittstelle,
Terminalemulation) unterschieden.
Zuletzt werden die durch ein reichhaltiges Angebot an Online-Diensten erzielten Auswirkungen auf das Nutzerverhalten und die Arbeitsabläufe innerhalb der Bibliothek betrachtet.
Die Universität Karlsruhe ist eine technische Hochschule
mit ca. 20.000 Studenten und ca. 4.000 Mitarbeitern. Die meisten
Einrichtungen wie auch die Universitätsbibliothek Karlsruhe
(UB Karlsruhe) befinden sich auf dem stadtnah gelegenen Campus
der Universität. Die Netzinfrastruktur ist hervorragend,
was zur raschen Entwicklung und starken Nutzung der WWW-basierten
Dienste führte.
Bevor die einzelnen Dienste vorgestellt werden, gibt folgende
Tabelle den zeitlichen Ablauf der Entwicklungsarbeiten an der
UB Karlsruhe wieder:
Einführung | Dienst | Entwicklung |
April 95 | Katalog inklusive Neuerwerbungslisten | 2 Monate |
Mai 95 | Zeitschrifteninhaltsdienst (ZID) | 1 Monat |
Jan 96 | Ausleihe | 1 Monat |
März 96 | Mailbenachrichtigungen | 1 Woche |
Juli 96 | Profildienst "Persönliche Zeitschriftenliste" | 1 Woche |
Juli 96 | WWW-Index (WAIS) | 2 Tage |
August 96 | Karlsruher Virtueller Katalog (KVK) | 2 Monate |
September 96 | Anbindung des BLB-Ausleihsystems | 1 Monat |
Oktober 96 | KA-OPAC, ZID-Alle Jahrgänge | 1 Tag |
Februar 97 | EUCOR-OPAC | 3 Tage |
Die Entwicklungszeiten beziehen sich auf den Personaleinsatz von
einer Person.
Alle im folgenden beschriebenen Online-Dienste basieren auf CGI-Programmen ([Klut94a], [Klut94b] und [Gund96]). Eine eventuell erforderliche Sitzungsverwaltung wurde ebenfalls auf der Serverseite implementiert. Bei neu zu entwickelnden Diensten besteht die Möglichkeit, Sprachen wie JAVA oder JAVASCRIPT einzusetzen, um die Sitzungsverwaltung über den Client abzuwickeln. Allerdings sollte dabei die Klientel berücksichtigt werden. Nicht jeder Benutzer verfügt über aktuelle, graphische Browser. Auch der Einarbeitungsaufwand in JAVA ist wesentlich größer als in herkömmliche Skriptsprachen.
Der WWW-Katalog der UB Karlsruhe umfaßt derzeit 16 Kataloge an 13 Standorten in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.
Die Architektur gibt Abbildung 2 wieder. Die Anbindung an das
Client-Server-basierte Katalogsystem OLIX erfolgt über das
Modul "wwwopac". Es stellt die reine Zugangsfunktionalität
des im Rahmen des Landesprojekts OLIX (Online Literaturinformationssystem
auf UNIX-Basis) entwickelten graphischen Rechercheclients zur
Verfügung. Die Kommunikation mit der Datenbank genügt
dem SR-Protokoll ([GoMö93]) und wird in Zukunft durch Z39.50
abgelöst.Weitere Informationen finden sich in [DiMö95]
und [Dier96a].
Der Karlsruher Katalog unterscheidet sich nicht wesentlich von
anderen Katalogen und wird daher nicht näher beschrieben.
Durch die Übernahme des an der UB Karlsruhe entwickelten
Moduls "wwwopac" seitens Dritter findet man ihn inzwischen
in abgewandelter Form auch beim Bayerischen Verbund sowie in Form
des WWW-Katalogs "Verzeichnis Lieferbarer Bücher"
(VLB) wieder.
Die monatliche Nutzung beträgt ca. 200.000 Anfragen.
Erwähnenswert ist die Neuerwerbungsliste. Hierbei handelt
es sich um eine eigene HTML-Seite, die fachspezifische Suchanfragen
zur Auffindung aller Neuzugänge eines Faches der letzten
n Wochen in den Katalog umfaßt. Die Anfragen bleiben vor
dem Benutzer verborgen.
Als logische Konsequenz erfordert die Einführung eines WWW-Katalogs die Anbindung des Ausleihsystems ans WWW.
Folgende Ausleihfunktionen werden angeboten:
Die WWW-Ausleihe ([Dier96a]) basiert auf einem selbstentwickelten
Sitzungskonzept. Bei dem an sich statuslosen WWW-Server kann durch
diesen Aufsatz erreicht werden, daß nur eine Anmeldung an
das Ausleihsystem erforderlich ist. So ist es z.B. im Rahmen einer
Ausleihsitzung möglich, einen Kontoauszug abzurufen mit anschließender
Verlängerung und Passwortänderung. Bezüglich der
Architektur unterscheidet sich die Ausleihanbindung nicht von
der Kataloganbindung. Hier realisiert das Modul "txtausl"
die Anbindung an das Client-Server-basierte Ausleihsystem der
UB Karlsruhe.
Zum Zeitpunkt der Entwicklung des WWW-Katalogs wurde die Ankopplung
an das Ausleihsystem nicht berücksichtigt, da als technisch
zu schwierig eingestuft. Daher besteht keine enge Integration
beider Dienste. Es werden keine übergreifenden Sitzungen
- also solche, die von der Recherche zur Ausleihe und zurück
führen - unterstützt. Bei der aktuell freigegebenen
Version erfordert daher jede Vormerkung bzw. Bestellung aus dem
Katalog heraus die Anmeldung beim Ausleihsystem zur Eröffnung
des Kontos. Wünschenswert ist eine enge Kopplung zwischen
Katalog und Ausleihe, was bei Neuentwicklungen von Anfang an berücksichtigt
werden kann.
Pro Monat werden ca. 20.000 WWW-Anfragen an das Ausleihsystem
gestellt. Das entspricht über 20% aller Anfragen.
Zur Abrundung der WWW-Ausleihe fehlte noch die Möglichkeit der Benachrichtigung auf elektronischem Wege, was zur Entwicklung der Mailbenachrichtigungen führte.
Schon eine Woche nach Einführung der Mailbenachrichtigungen
(Liste abholbereiter, vorgemerkter Bücher und Mahnungen)
betrug der Anteil der Mails am gesamten Postaufkommen 10 Prozent.
Dieser Anteil stieg stetig an und beträgt heute ca. 30 Prozent.
Bei durchschnittlich 520 Benachrichtigungen pro Tag bedeutet der
Mail-Service auch eine enorme Einsparung von über 100 Postkarten
pro Tag bzw. 20.000 DM pro Jahr.
Mailbenachrichtigungen erfolgen ohne Berechnung von Portokosten.
Die somit kostenlosen Vormerkungen und die Möglichkeit der
Postwegänderung per WWW (Umstellung von Post- auf Mailzustellung)
ohne Besuch der UB Karlsruhe trugen zu diesem Anstieg bei.
Ein solcher Dienst erfordert ein sehr hohes Maß an Zuverlässigkeit im Zusammenspiel aller beteiligten Mail-Server. Der automatische Versand einiger hundert Mailbenachrichtigungen innerhalb weniger Sekunden überlastet manche Mail-Server. In Karlsruhe mußte dieser Vorgang daher künstlich verzögert werden.
Der Zeitschrifteninhaltsdienst (ZID) ([DiMö96b]) umfaßt
die Inhaltsangaben von ca. 14.000 Zeitschriften. Er basiert auf
wöchentlichen Datenlieferungen der Firma SWETS. In ZID kann
man nach einer Zeitschrift, Stichworten aus Artikeln oder nach
bestimmten Autoren suchen. Die Trefferliste umfaßt Artikel
und Hefte, Inhaltshaltsverzeichnisse sind nach Seitenzahlen sortiert.
Die Architektur gibt Abbildung 2 wieder.
Zu einer Zeitschrift kann man sich die Standorte in der Universität
Karlsruhe (UB/Institutsbibliothek), der Badischen Landesbibliothek
(BLB) und im Forschungszentrum Karlsruhe (FZK) ausgeben lassen.
Die Standortsuche erfolgt intern über die Nutzung des CGI-Programms
zur Recherche im jeweiligen Katalog (UB/BLB/FZK). Suchkriterium
bildet die ISSN.
Das Volumen eines kompletten Jahrgangs beträgt ca. 1,5 Mio.
Datensätze. Jeder der inzwischen vier Jahrgänge wird
in einer eigenen Datenbank verwaltet, was zu einem verbesserten
Antwortzeitverhalten führt, da meist nur in den aktuellen
Jahrgängen recheriert wird.
Die ZID-Nutzung liegt bei ca. 30.000 Anfragen pro Monat.
Die "Persönliche Zeitschriftenliste" (PZL) dient der vereinfachten Handhabung des ZID.
In ZID gefundene Zeitschriften können vom Benutzer in seine PZL aufgenommen werden. Ausgehend von der PZL kann sich ein Benutzer über neue Hefte aller oder einzelner Zeitschriften in seiner PZL informieren. Weiterhin kann er alle Hefte eines Jahrgangs einer Zeitschrift ausgeben. Listen können exportiert und importiert werden. Hierdurch ist die Pflege von institutsspezifischen Listen sowie der Austausch von Listen möglich.
Das Öffnen bzw. die Manipulation einer PZL erfordert analog
zur WWW-Ausleihe eine Anmeldung. Zur Benutzerverwaltung wird dabei
wieder auf die in die Ausleihe integrierte Benutzerverwaltung
zurückgegriffen. Auch das Sitzungskonzept konnte von der
Ausleihe übernommen werden.
Es handelt sich bei diesem Dienst derzeit noch um einen passiven
Dienst, d.h. ein Benutzer muß sich in Intervallen selbst
über Neuerscheinungen informieren. Möglich ist die Ausweitung
auf einen aktiven Dienst basierend auf Mailbenachrichtigungen.
Bisher wurden 600 PZL-Konten angelegt. Die Nutzung des PZL-Dienstes liegt bei ca. 3000 Aufrufen pro Monat.
Der Karlsruher Virtuelle Katalog ist eine Suchmaschine, mit der in mehreren Katalogen zugleich recheriert werden kann ([DiMö96a]). Der KVK dient der Verbesserung und Vereinfachung der Informationsbeschaffung über unterschiedliche, inhomoge Systeme hinweg.
Für den Benutzer konnte durch das KVK-Projekt in sehr kurzer
Zeit das realisiert werden, was sich das DBV-OSI-Projekt (Phase
I) vor einigen Jahren zum Ziel gesetzt hatte ("Kommunikation
zwischen den Verbünden"). Erst die neue Technik der
Server-Server-Kommunikation unter Verwendung des gegenüber
Z39.50 sehr viel einfacheren Hypertext Transfer Protocol (http)
hat dies ermöglicht. Den Grundstock mit 3 Verbundkatalogen
bildete eine von der UB Karlsruhe betreute Studienarbeit
([Sand96]). Der Ausbau auf 13 Kataloge wurde von der EDV-Abteilung
der UB Karlsruhe durchgeführt.
Ausgehend vom KVK gelang der Aufbau des "Karlsruher OPAC".
Dieser Regionalkatalog integriert wichtige Karlruher Kataloge
(UB Karlsruhe, Institutskatalog Uni Karlsruhe, Veröffentlichungsverzeichnis
Uni Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Forschungszentrum Karlsruhe,
Bundesgerichtshofs, Landesbildstelle Baden) in einer Suchmaske.
Außerdem entstand der "EUCOR OPAC", ein integrierter
Katalog für die mit einem WWW-Katalog ausgestatteten EUCOR-Bibliotheken
(EUCOR = Europäische Konföderation der oberrheinischen
Universitäten; Karlsruhe (WWW), Freiburg (WWW), Basel (TELNET),
Mühlhausen (TELNET), Straßburg (4 x WWW); s. http://www.ub.uni-freiburg.de/eucor/).
Weiterhin bildet der KVK die Grundlage für eine ZID-Recherche
über alle Jahrgänge (1994-1997).
Die Nutzung des KVK stieg von anfänglich 20.000 Anfragen im August 1996 auf 60.000 Anfragen im Dezember 1996. Der Anstieg verlief derart rapide, daß für die externen Anfragen im September 1996 eineWorkstation mit eigenem WWW-Server abgestellt werden mußte. Interessanterweise erfolgen die meisten KVK-Anfragen per Modem aus dem Domain "dtag.de" der Deutschen Telekom ("T-Online").
Den vorläufigen Abschluß der Karlsruher WWW-Entwicklungen
bildete die Anbindung des hostbasierten Ausleihsystems "OLAF"
der Badischen Landesbibliothek (BLB) an den WWW-Katalog.
Der Internet-Zugang auf das Ausleihsystem der BLB beschränkte
sich bisher auf die Verwendung der Terminalemulationssoftware
"Telnet". Zur WWW-Einbindung wurde die Software "OLAF-Server"
entwickelt. Sie fungiert als Serveraufsatz und macht aus der proprietären
Hostanwendung eine Anwendung mit Client-Server-Schnittstelle.
Hierdurch kann der OLAF-Server analog zu den Modulen "wwwopac"
bzw. "txtausl" von einem CGI-Programm genutzt werden
(s. [Dier96b]).
Ausgehend von Treffern im WWW-Katalog der BLB kann direkt, d.h. ohne Anmeldung der Buchstatus (vormerkbar, bestellbar) ermittelt werden. Erst eine Vormerkung oder Bestellung erfordert eine Anmeldung beim Ausleihsystem. Die Architektur dieses WWW-Dienstes unterscheidet sich ansonsten nicht von den bereits erwähnten Diensten.
Zur Erleichterung der Suche in der großen Anzahl an WWW-Seiten der UB Karlsruhe wurde eine WAIS-basierte Suche implementiert. Für die Seiten, die in den WAIS-Index aufgenommen werden sollen, wird eine Positivliste geführt. Dies hat gegenüber vollautomatischen Verfahren (wie sie von Web-Robots zur Auffindung aller Seiten eines WWW-Servers angewandt werden) den Vorteil, daß Benutzer nur relevante Seiten finden.
Nach diesem Rückblick auf die Entwicklungen der WWW-Dienste
an der UB Karlsruhe steht nun der Aufbau analoger Dienste bzw.
deren Integration in ein bestehendes WWW-Angebot im Mittelpunkt.
Der Aufbau eines WWW-Katalogs allein nutzt einem Großteil
der Benutzer recht wenig. Erst die Integration des lokalen Ausleihsystems
oder eine Fernleihanbindung tragen zu einem echten Nutzen für
Benutzer bei. Der Weg zur virtuellen Bibliothek ist voller Hindernisse
und Stolpersteine. Durch die Integration von Diensten läßt
er sich wenigstens zum Teil begehbar machen.
Die zu integrierenden Dienste lassen sich bzgl. ihres Zugangs bzw. ihrer Schnittstelle einordnen:
In allen Fällen ist zu berücksichtigen, ob es sich um
eigene und somit anpaßbare oder fremde, also nicht veränderbare
Dienste handelt
Oft ist das Thema Benutzerverwaltung von zentraler Bedeutung. Der Einsatz einer zentralen Benutzerverwaltung, die in allen Diensten Verwendung findet, ist sehr vorteilhaft.
Bei selbstentwickelten Anwendungen (wie z.B. einer graphischen
Recherchesoftware) bietet die strikte Trennung in funktionale
Schicht und Dialogschicht die Möglichkeit der Herauslösung
der reinen Zugangsfunktionalität. Analog zu den Modulen "wwwopac"
und "txtausl" (s. Kap. 2.1 und 2.2) kann darauf die
Entwicklung von WWW-Diensten durchgeführt werden.
Bei kommerziellen Client-Server-Anwendungen sollte die externe Entwicklung eines entsprechenden Moduls mit vertretbaren Kosten möglich sein.
Beispiele wie der KVK oder die für die Standortsuche von
Zeitschriften erforderliche Kopplung von ZID und Katalog zeigen,
wie einfach sich neue Funktionalität durch die Verwendung
der WWW- bzw. CGI-Schnittstelle realisieren und ein bereits vorhandenes,
eigenes Umfeld integrieren läßt.
So ist z.B. die Integration einer WWW-Ausleihe in einen WWW-Katalog dann sehr einfach, wenn man die bei der Recherche eingesetzten CGI-Programme (wie dies in Karlsruhe der Fall war) verändern kann.
Aber auch eine bereits vorhandene (z.B. gekaufte) WWW-Recherche kann erweitert werden. Hierzu muß auf die vorhandene Recherche das beim KVK angewandte Verfahren der Strukturanalyse (HTML-Parsing) angewendet werden. Vor Ausgabe der originären Trefferergebnisse (HTML-Seite) wird an den passenden Stellen der Verweis auf die zu integrierende WWW-Ausleihe eingefügt. Eine solche Kapselung führt zu einer Indirektion und somit auch zu einer zusätzlichen Last. Eventuell erforderliche Hardware kann über die eingesparten Entwicklungskosten finanziert werden.
Das Beispiel der Ausleihanbindung der BLB ("OLAF-Server") zeigt, daß die Erstellung eines Servers für eine Hostanwendung in kurzer Zeit mit einfachen Mitteln durchführbar ist, sofern die angestrebte Lösung ein gewisses Maß an Komplexität nicht überschreitet. Der beschrittene Weg ist auf jede Hostanwendung anwendbar. Selbst ein rudimentärer WWW-Katalog ließe sich damit für einen ansonsten nur per "Telnet" zugänglichen Katalog realisieren.
Zur Realisierung von Mailbenachrichtigungen ist lediglich ein
Eingriff in den Druckjob erforderlich. Sofern das Druckprogramm
manipulierbar ist, kann ohne Probleme vor dem Drucken eine Aufteilung
der Daten in real zu druckende und per Mail zu versendende Benachrichtigungen
erfolgen.
Sollte dieser Eingriff nicht möglich sein, ist es in den meisten Fällen möglich, den Druck in eine Datei umzuleiten. Diese dient als Zwischenergebnis und muß analog zu oben aufgesplittet werden.
Mit kooperativem Betrieb ist zum einen die Übernahme bewährter Konzepte, zum anderen die verteilte Nutzung vorhandener Dienste gemeint. Folgende Tabelle gibt einen Überblick über kooperativ betriebene Dienste:
Zeitpunkt | Dienst | Institution |
Januar 96 | ZID | Forschungszentrum Karlsruhe |
August 96 | Katalog | Badische Landesbibliothek |
September 96 | Katalog | Bundesgerichtshof Karlsruhe, StOPAC-Bibliotheken |
September 96 | OLAF-Ausleihe | Badische Landesbibliothek |
Oktober 96 | PZL | Forschungszentrum Karlsruhe |
April 97 | OLAF-Ausleihe | StOPAC-Bibliotheken |
In Baden Württemberg sowie Rheinland-Pfalz wird in vielen
wissenschaftlichen und Landesbibliotheken das in Karlsruhe entwickelte
Katalogsystem OLIX eingesetzt. Die Entwicklung des darauf aufsetzenden
WWW-Katalogs wurde daher auch von anderen Bibliotheken begrüßt.
In einem ersten Ansatz wurden das Kommunikationsmodul "wwwopac"
sowie die Quelltexte des CGI-Programms an Kooperationspartner
weitergegeben. Begründet wurde die Übernahme der Quellen
mit dem Wunsch der Anpassung der Dienste an die örtlichen
Gegebenheiten. Der Nachteil dieses Ansatzes ist, daß die
zentral begonnene Entwicklung auseinanderläuft. Die Versions-
und Variantenvielfalt führt dazu, daß Änderungen
kaum noch übertragbar sind.
Daher wurden in einem zweiten Ansatz die Anpassungen für
die Kooperationspartner seitens Karlsruhe durchgeführt. Die
lokalen Anpassungen beschränkten sich auf die Modifikation
des Rechercheformulars (Suchmaske), welches entweder auf dem Karlsruher
WWW-Server oder lokal gehalten wird. Alle Anfragen werden jedoch
über Karlsruhe abgewickelt. Der Betrieb der WWW-Kataloge
aller am Stuttgarter OPAC ("StOPAC") beteiligten Bibliotheken
(UB Stuttgart, UB Hohenheim Württembergische Landesbibliothek)
sowie weiterer Karlsruher Bibliotheken (s. Tabelle) wird derart
praktiziert.
Die Nutzung des Karlsruher WWW-Servers zur Recherche in einem
entfernten Katalog (z.B. Stuttgarter) führt zu einem unnötigen
Datentransfer übers Netz. Aus diesem Grund werden in Zukunft
die Karlsruher Dienste auf einen in Stuttgart angesiedelten WWW-Server
ohne Modifikation übertragen (Abb. 8). Die Administration
erfolgt weiterhin über Karlsruhe.
Die StOPAC-Bibliotheken setzen analog zur BLB das Ausleihsystem
OLAF ein. Die für die BLB entwickelte WWW-Anbindung von OLAF
wird derzeit im Rahmen eines Kooperationsprojektes in Karlsruhe
auf die Gegebenheiten der StOPAC-Ausleihsysteme angepaßt.
Der Aufbau leistungsstarker Kooperationen und die Realisierung praxisnaher, zeitgerechter Lösungen kann ohne Inanspruchnahme der bereits überlasteten Verbünde zügig durchgeführt werden.
These: WWW-Service = 24h Service = Online-Bibliothek
Ein umfassendes WWW-Angebot wird seitens der Benutzer gerne in Anspruch genommen. Dabei erwarten Benutzer die ständige Verfügbarkeit der Dienste. Die Nichtverfügbarkeit oder eingeschränkte Verfügbarkeit eines Serviceangebots wird von Benutzern oft nicht toleriert und führt zu Akzeptanzproblemen.
An der UB Karlsruhe ist das Ausleihsystem jede Nacht auf Grund
von Batchläufen (Datensicherung, Tagestatistik, Druckvorbereitung
(Post) etc.) mehrere Stunden nicht verfügbar. Hinweise auf
ein scheinbares Fehlverhalten der WWW-Ausleihanbindung waren einige
Zeit nicht nachvollziehbar. Erst die Frage nach dem Zeitpunkt
der Durchführung der Anfragen klärte das Phänomen
auf. Bei großen Einspielmengen (Sekundärkorrektur,
Wochenabzug für ZID etc.) sind auch manche Recherchedienste
nicht zugänglich. Für solche Fälle sind entsprechende
Meldungen in den WWW-Diensten vorzusehen.
Der Aufbau einer echten "Online-Bibliothek" erfordert
die Erreichung einer "Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit".
Hierzu werden in Karlsruhe Überlegungen angestellt, die wartungs-
und pflegebedingten Einschränkungen auf ein Minimum zu reduzieren.
Dies wird u.a. durch verkürzte Batchläufe und - falls
finanzierbar - den Aufbau von Ausweichservern erreicht. Nicht
vermeidbare Zugangsbeschränkungen werden zeitlich so gelegt,
daß wenigstens eine Verfügbarkeit bis tief in die Nacht
erreicht werden kann.
Meist existiert nur ein zentraler WWW-Server in einer Bibliothek.
Wartungsarbeiten am WWW-Server, die den Zugang von außen
verhindern oder auch Systemausfälle müssen berücksichtigt
werden. Ausweichserver sind meist zu teuer. Daher sollte zumindest
ein rudimentärer Ersatz angeboten werden, der Benutzer auf
die Situation hinweist. Unspezifische Fehlermeldungen in der Form
"DNS error ..." oder "host unknown ..." können
dadurch vermieden werden.
Ausfälle bei der Zustellung von Benachrichtigungen per Mail
führen zu Rückmeldungen seitens der Mailserver. Diese
Mails müssen - sofern kein Automatismus vorhanden ist - vom
Personal bearbeitet werden.
Die Einbindung der WWW-Dienste der UB Karlsruhe in das Internet-Angebot
der Universität Karlsruhe in Form von auf dem Campus aufgestellten
Internet-PCs (unter LINUX ) führte zu einem Anstieg der Bestellungen,
da eine Bestellung z.B. vor dem Besuch der Mensa ohne Besuch der
UB möglich ist. Anschließend kann dann das aus dem
Magazin bereitgestellte Buch eingesehen werden. Diese "Bestellungen
zur Ansicht" führen bei Bibliotheken mit kleinem Freihandbestand
gelegentlich zu Engpässen in der Benutzungsabteilung, da
das Transportvolumen aus dem Magazin stark ansteigt.
Ein gut strukturierter, inhaltsreicher und vor allem aktueller WWW-Server kombiniert mit einer WAIS-Suche entlastet spürbar die Auskunft. Außerdem ist eine Verlagerung der Anfragen - da meist technischer Natur - von der Auskunft auf die EDV-Abteilung festzustellen. Anfragen werden fast ausschließlich per Mail bzw. WWW-Mailformular gestellt.
Internetanwendungen sind plattformunabhängig und zugleich
wartungsfreundlich. Sie verdrängen zunehmend herkömmliche
Bibliotheksapplikationen (wie z.B. Rechercheclients), da sie eine
Vielfalt an Funktionen per WWW-Browser zugänglich machen.
Das Aktualisieren von Software (Beschaffung neuer Versionen via
FTP-Server) entfällt für den Benutzer gänzlich.
An der UB Karlsruhe laufen aus diesem Grund mehrere Internet-Projekte.
Zum einen steht die Einbindung der Fernleihe in das WWW-Angebot an. Hiermit wird dem am häufigsten geäußerten Benutzerwunsch Rechnung getragen. Das Ausleihsystem der UB Karlsruhe unterstützt sowohl die aktive als auch passive Fernleihe (Herausgabe/Entgegennahme von Büchern), so daß der Integration ins WWW keine großen Hürden im Weg stehen sollten.
Zum anderen wird ein WWW-Katalogisierungssystem entwickelt. Es löst das seit Jahren bei den Instituten eingesetzte OS/2-System ab.
Weiterhin befindet sich ein JAVA-basiertes WWW-Literaturverwaltungssystem in der Planung. Bisher unterstützen Bibliotheken Ihre Benutzer nur bei der Informationsbeschaffung, jedoch nicht bei der Literaturverwaltung. Das zu erstellende System stellt die Fortsetzung des KVK-Projektes dar. Mittels KVK ermittelte Titelaufnahmen sollen in benutzerspezifische Literaturdatenbanken übernommen werden können. Literaturverwaltung wird damit unabhängig vom Arbeitsplatz möglich sein.
Im Rahmen des DBV-OSI-Projekts wird ein Dokumentlieferdienst zur Lieferung eingescannter Zeitschriftenartikel per Mail, Fax oder FTP aufgebaut.
Zuletzt entsteht ein Dokumentenserver zur Volltextverwaltung aller
an der Universität Karlsruhe erstellten Veröffentlichungen.
In allen Fällen steht natürlich die Integration in das
vorhandene WWW-Umfeld der UB Karlsruhe im Vordergrund.
Der mit einer schlechten Verfügbarkeit einhergehende Imageverlust sollte manche Institution bei der Findung benutzergerechter Lösungen beflügeln. Dienste, deren Verfügbarkeit bei Feierabend enden, sollten in Zukunft der Vergangenheit angehören. Was nützt die schönste virtuelle Bibliothek, wenn sie nicht "online" ist. Dies käme auch dem globalen Verständnis des WWW als weltweit genutztem Medium entgegen.
[Dier96a] Dierolf, Uwe: UB Karlsruhe erweitert Dienste - vom
WWW-Katalog zur WWW-Ausleihe, Bibliotheksdienst Heft 3, 96,
http://www.dbi-berlin.de/dbi_pub/bd_art/96_03_00.htm
[Dier96b] Dierolf, Uwe: Aus Alt mach Neu - Umsetzung von terminalbasierten
Anwendungen in Client-Server-Lösungen am Beispiel der Integration
des Ausleihsystems der Badischen Landesbibliothek ins WWW,
Bibliotheksdienst Heft 11, 96,
http://www.dbi-berlin.de/dbi_pub/bd_art/96_11_07.htm
[DiMö95] Dierolf, Uwe; Mönnich, Michael: Neue Netzdienste
der Universitätsbibliothek Karlsruhe, Uni-Information,
Juli 1995
[DiMö96a] Dierolf, Uwe; Mönnich, Michael: Karlsruher
Virtueller Katalog (KVK) - Neue Dienstleistung im World Wide Web,
Bibliotheksdienst Heft 8/9, 96,
http://www.dbi-berlin.de/dbi_pub/bd_art/96_08_03.htm
[DiMö96b] Dierolf, Uwe; Mönnich, Michael: Neuer WWW-Dienst
der Universitätsbibliothek Karlsruhe - Zeitschrifteninhaltsdienst
(ZID,
EUCOR-Bibliotheksinformation, Heft 9, Oktober 1996,
http://www.ub.uni-freiburg.de/eucor/infos/9-1996/06.html
[GoMö93] Gottswinter Edith; Mönnich, Michael: Einführung
in die SR-Normen,
ABI-Technik, 13 (1993), S. 277-288
[Gund96] Gundavaram, Shishir: CGI Programming on the World
Wide Web,
O'Reilly & Ass., 1996
[Klut94a] Klute, Rainer: Dynamische Dokumente mit dem CERN-WWW-Server
- Zweiter Gang, iX, 8 (1994), S. 140-146
[Klut94b] Klute, Rainer: Dynamische Dokumente mit dem CERN-WWW-Server
- Generischer Generator, iX, 9 (1994), S. 178-187
[Sand96] Sand, Roland: Entwicklung eines Meta-Suchinterface für WWW-Bibliothekskataloge, Studienarbeit, Universität Karlsruhe, Fak. f. Informatik, Institut für Logik, Komplexität und Deduktionssysteme, Oktober 1996